Entspannungsmethoden gegen Stress

Frau geniesst ihre Entspannung auf dem Sofa.
 

Entspannung und innere Ruhe finden


Gesellschaftlich wird es auch heute noch honoriert, wenn wir ständig in Aktion sind und einfach nur funktionieren. Entspannung wird immer noch mit Weichheit und allgemeiner Schwäche verbunden. Dabei können innere Prozesse tatsächlich nur in der Entspannung beobachtet werden. Innere Einkehr wurde in unserer Gesellschaft bisher nie als Katalysator für neue Produktivität gewürdigt. Im Gegenteil, wir haben stattdessen gelernt den Atem anzuhalten, uns anzupassen und durchzuhalten.

Stress, depressive Verstimmungen und Aggressionen nehmen wir wie selbstverständlich dafür in Kauf. Diese Coolness, die mit dem Image der Stärke und Unfehlbarkeit einhergeht, führt oft zum Konsum von Genussmitteln, Medikamenten und anderen Ersatzmitteln. Wir arrangieren uns mit dem Stress, leben im „Funktionsmodus“ und entfernen uns so schrittweise von unseren eigenen Bedürfnissen.

Finde einen Ausgleich zwischen Stress und Entspannung


Relaxen gibt neue Kraft, wie beim Muskelaufbau – Profisportler wissen das. Selbst sie arbeiten nicht ununterbrochen, sondern lassen sich massieren und entspannen, damit die Muskeln am nächsten Tag eine noch bessere Leistung erbringen können. Denn Muskeln wachsen erst in der Ruhepause. Ruhe baut den Körper und auch die Psyche neu auf.

Ich kenne einige Führungskräfte, die das ein wenig anders sehen. Sie wollen immer nur stark und erfolgreich sein, bis sie irgendwann von ihrem eigenen Körper in die Knie gezwungen werden. Wenn dann der morgendliche Gang ins Badezimmer zum Rasieren oder Schminken zur harten Qual wird, merken auch sie, dass sie sich mehr um die andere Seite der Medaille hätten kümmern müssen.

Sie sind sich nicht darüber bewusst, dass geistige Leistungen auch Höchstleistungen sind, die unseren gesamten Körper und unser Nervensystem hochpeitschen. Bisher war Entspannung nur etwas für „Schwächlinge“. Aber die Zeiten ändern sich.

Stress beeinflusst Körper, Geist und Seele gemeinsam


Neben der organischen Befindlichkeit wirkt sich Stress auch immer geistig und emotional aus. Ein Blick in dein Nervensystem zeigt dir, dass sich Stress und gute Laune gegenseitig ausschließen. Stress aktiviert deinen Sympathikus. Er dient der Bereitstellung von Energie und mobilisiert dich zu Kampf oder Flucht. Körperlich bemerkst du es u.a. an verengten Blutgefäßen (steigender Blutdruck), höherer Herzfrequenz und Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin.

Der Sympathikus soll nicht verteufelt werden, ihn brauchst du zum Leben und Überleben – aber er braucht eben auch seinen „entspannten Gegenspieler“, den Parasympathikus. Dieser ist für deine Erholung und Energiegewinnung zuständig. Durch ihn bist du entspannt, gedankenfrei und hast automatisch eine niedrigere Herzfrequenz und einen niedrigeren Blutdruck.

Entspannungseinheiten über den ganzen Tag verteilt


Auf hohe Aktivität sollte auch immer eine Erholungsphase folgen. Und auf die Ruhe neue Aktivität. Stelle dir dein Nervensystem wie ein Gummiband vor. Wenn es ständig gespannt bleibt, reißt es schnell. Lässt du es immer wieder locker, ist auch seine Lebensdauer länger. Ich möchte dich daher für deine tägliche Balance im Alltag sensibilisieren. Dabei kommt es nicht auf die Länge der Entspannungseinheit an, sondern vielmehr auf die Regelmäßigkeit.

Wir dürfen lernen, uns jeden Tag etwas Gutes zu tun, einen Ausgleich zu schaffen für unser Tun. Wenn du entspannst, hast du die Möglichkeit, Erfahrungen, die du im Handeln erlebt hast, zu verarbeiten. Du sorgst dafür, dass du im Kopf klarer wirst und auch körperlich neue Kraft zurückgewinnst. Du wirst handlungsfähiger und verlierst damit automatisch Gefühle der Ohnmacht, der Wut und Angst.

Entspannungsmethoden müssen individuell zu dir passen


Es gibt zahlreiche Methoden, aber keine objektiv „richtige Entspannung“. Es ist jedem selber überlassen, das Richtige für sich zu finden. Qi Gong, Meditation, Autogenes Training, Fantasiereisen oder eine Entspannungsmethode wie die Selbsthypnose, alle Techniken sind so vielfältig wie wir selbst. Eine Entspannungsmethode, die in dir Druck und Stress auslöst, ist kontraproduktiv und nicht zielführend. Jeder Mensch ist individuell und darf sich auch individuell entspannen.

Wir sind nur oftmals noch so geprägt, dass wir Wissen, Techniken oder Methoden völlig überschätzen. In einem von Aufgaben schon überfrachteten Alltag fällt deren Anwendung meist unter den Tisch. Methoden verschlingen Zeit und erfordern oft einen Rückzugsort. Im Trubel der Familie oder sogar als alleinerziehendes Elternteil ist dies nicht immer möglich.

Wie entspanne ich richtig?


Durch bewusstes ATMEN. Der Atem ist es, der unseren Körper in schöner Regelmäßigkeit bewegt. Durch ein- und ausatmen. Aus Zeitgründen würden das viele Manager gerne gleichzeitig machen. Aber es geht eben nur nacheinander. Der Atem signalisiert uns auch, dass wir uns nicht gleichzeitig an - und entspannen können.

Mit dem ersten Atemzug kommen wir auf diese Welt und mit dem letzten gehen wir auch wieder aus unserem schönen Körper. Also, warum schenken wir unserem Atem so wenig Aufmerksamkeit? Warum nutzen wir nicht das, was eh schon vorhanden ist?

Entspannungsmusik versus Atemübungen


Du kannst dich für die Weisheit deiner Innenwelt öffnen. Durch regelmäßige bewusste Atemzüge über den Tag verteilt beruhigst du dein inneres Chaos. Du beruhigst deine Emotionen und dein Bewusstsein wird wieder fühlbar. Muskeln und Nerven entspannen, der Geist wird klarer und die innere Freude breitet sich aus. Die gestaute Lebensenergie kommt wieder ins Fließen, die Intuition wird wahrgenommen. Dann lernst du auch, dich in den Tag „hinein zu entspannen“. Egal, wie herausfordernd er auch werden mag.

Die stillen Momente des Alleinseins bringen dich in eine entspannte Grundhaltung, ohne den analysierenden und interpretierenden Verstand. Den kannst du danach wieder zu dir einladen, um anschließend nicht mehr länger lebensfeindliche, sondern diesmal lebensförderliche Lösungen zu verfolgen. Durch diese innere Einkehr erlebst du auch, was dein Alltag sonst noch für Entspannungsmomente zu bieten hat. Dafür brauchst du noch nicht einmal Entspannungsmusik hören.

Es kann der abendliche Spaziergang mit dem Hund sein, das Spielen mit deinen Kindern und sogar der Stau auf der Autobahn. Wichtig ist einfach dein Bewusstsein in diesen Momenten, dass du ganz im Augenblick bist und spürst, dass dies gerade zu deiner Entspannung beitragen kann. Und sobald du bewusst bist, spürst du auch deinen Atem.

So einfach - kann Entspannung sein.

Tamara Heuser