Glaubenssätze bestimmen Realität

Frau schreibt bei einer Tasse Kaffee ihre Glaubenssaetze auf.

Was sind Glaubenssätze in der Psychologie?


Ein Glaubenssatz ist nicht etwa eine „religiöse Überzeugung“, sondern ein Glaubenssatz ist eine allgemeine Annahme oder Verallgemeinerung über die Welt und über die eigene Person. Meistens können wir ein ganzes Muster von verschiedenen Glaubenssätzen erkennen. Daher ist es stets wichtig, zur Ursache dieser Grundannahme vorzustoßen, um nicht oberflächlich irgendeinen Satz zu bearbeiten, der sich am schnellsten zeigt. Wenn wir an den Kernglaubenssatz kommen, lösen sich alle darüber liegenden Glaubenssätze von selbst auf.

Glaubenssätze bieten dir hilfreiche Bewertungssysteme


Die Art, wie wir auf bestimmte Situationen reagieren, hängt von der Art unserer Glaubenssätze ab. Es sind positive oder negative Gedanken, die wir ständig denken, ob bewusst oder unbewusst. Automatische Gedanken tauchen auf, mit denen wir die Gegebenheiten bewerten. Bei jeder neuen Erfahrung ziehen wir unsere „alten Gedankenmuster“ heran, um sie besser deuten zu können. Die Gesamtheit der Glaubenssätze wird deshalb auch wie eine „geistige Landkarte“ gesehen, an der wir uns orientieren und unsere Umwelt besser verstehen können.

Dieses Bewertungssystem benötigen wir, um uns in der Welt sicher zu fühlen, aber auch um neue Ziele zu erreichen. Ein positiver Glaubenssatz wäre: „Ich habe gelernt und schaffe diese Prüfungen mit Leichtigkeit!“ Ein negativer: „Egal wie viel ich lerne, ich bin in Prüfungen immer ein Versager“! Beide Gedankenmuster werden die Prüfungssituation negativ wie positiv beeinflussen.

Selbsterfüllende Prophezeiungen durch die Macht deiner Gedanken


Das Denken spiegelt die Art unserer Glaubenssätze wider, die wiederum unsere Emotionen und Verhaltensweisen beeinflussen und auch zu „selbsterfüllenden Prophezeiungen“ führen können. Die Glaubenssätze sind also wie „Wahrnehmungsfilter“. Alles, was nicht durch diesen Filter passt, wird automatisch vom Unterbewusstsein ausgegrenzt. Viele positive Möglichkeiten erreichen uns daher erst gar nicht. Sie sind da, aber wir können sie durch die „Voreingenommenheit unserer geistigen Landkarte“ einfach nicht wahrnehmen.

Das kann fatale Folgen nach sich ziehen. Wir blockieren uns ständig selbst in unserer Entwicklung. Das merken wir aber erst, wenn wir vor einer neuen Herausforderung stehen. Wir bekommen Ängste, Zweifel und gehen in den Widerstand vor dem Unbekannten. Alte Glaubenssätze steigen ins Bewusstsein hoch und hindern uns am Vorwärtsschreiten.

Welche Glaubenssätze gibt es?


Glaubenssätze stammen meist aus der frühen Kindheit, in der wir Dinge erlebt haben, die wir nicht verstehen konnten. Bei vielen Menschen hat sich der Glaube festgesetzt, „nicht gut genug“ zu sein und „nicht geliebt“ zu werden. Wir haben aber auch viele Glaubenssätze unkritisch von Eltern oder anderen Autoritätspersonen übernommen, wie z.B.:

  • Ich kann niemandem vertrauen

  • Im Alter ist Krankheit normal

  • Du musst immer perfekt sein

  • Für Geld muss man hart arbeiten

  • Die Welt ist ungerecht

Wo kommen Glaubenssätze her?


Viele Gedanken sind uns klar, weil wir sie bestimmten Menschen aus der Vergangenheit zuordnen können. Mit unserem heutigen Wissen sind wir dann in der Lage, sie zu enttarnen und können sogar über Tante Hildes Spruch „viel Geld stinkt“ schmunzeln. Wir wissen es heute einfach besser. Wir können diesen Gedanken denken, aber wir glauben ihn nicht mehr! Er berührt uns nicht im Inneren, sodass wir heute im Berufsleben gerne Karriere machen, um sogar viel Geld zu verdienen.

Kernglaubenssätze sind tief im Unterbewusstsein verankert


Die Aufdeckung unbewusster Glaubenssätze ist schon schwieriger und bedarf einiger Techniken. Sie sind tief in uns verankert und bestimmen unsere Handlungen und dadurch unser gesamtes Leben. Sie verfolgen das Ziel, dass das Geglaubte auch tatsächlich verwirklicht wird. Man spricht auch von „apodiktischen“ Gedankenmustern, die keinen kleinsten Widerspruch dulden. Beispielsweise „Ich darf keine Fehler machen“, oder „Ich muss mich immer erst um andere kümmern“.

Glaubenssätze hängen von der jeweiligen Bedeutung ab, die du ihnen gibst


Ein Mensch, der Angst vor Blamage hat, wenn er vor mehreren Menschen sprechen soll, wird sich stets im Hintergrund halten und öffentliche Situationen meiden. Diese Überzeugung wird ihn in seinem Verhalten derart beeinflussen, dass er sich im Alltag und Beruf völlig einschränken lässt. Damit entspricht er seinem apodiktischem Glaubenssatz: „Ich darf nie in Situationen geraten, die mich zum Sprechen vor anderen Leuten zwingen würden.“ Dies führt zwangsweise zu einem freudlosen Leben mit starken Ängsten und Minderwertigkeitsgefühlen.

Ganz anders sieht das Leben eines Menschen aus, der auch weiß, dass er nicht gut vor anderen sprechen kann – dem dies aber nicht so wichtig ist. Er hat keinen apodiktischen Glaubenssatz zu diesem Thema. Er plaudert einfach munter drauflos, da er gar nicht den Anspruch hat toll reden zu können. Minderwertigkeitsgefühle gibt es nicht und über einen niedrigen Selbstwert kann derjenige dann auch nicht klagen. Im Gegenteil, er nimmt sogar sehr gerne am gesellschaftlichen Leben teil.

Durch ein „Bewusstseins-System“ zum Kernglaubenssatz

  • Gedankentagebuch:
    Eine erfolgreiche Methode, die man bei sich selber anwenden kann, ist die des Gedankentagebuchs. Bei einer Problemsituation werden die eigenen Gedanken zu diesem Thema mindestens 20 Minuten lang beobachtet und aufgeschrieben.
     

  • Emotionen unter den Gedanken fühlen:
    Nach 20 Minuten werden meist schon die in der Tiefe darunter liegende Emotionen gefühlt. Diese haben mit unserem Selbstwert zu tun. Wenn wir diesen einen Kernglaubenssatz gefunden und das Problem an der „Wurzel“ gepackt haben, lösen sich die darüber liegenden Glaubensmuster ganz von selbst mit auf.
     

  • Eine positive Affirmation löst den alten Glaubenssatz ab:
    Sie sollte so gewählt werden, dass wir sie auch glauben können. Das oft gedachte Gegenteil ist da eher kontraproduktiv. Aus „Geld ist schlecht“ kann kein „Ich liebe Geld" werden. Besser ist eine Affirmation wie:  „Ich bin dabei, Geld positiv zu bewerten."

Neue neuronale Vernetzungen schaffen


Das neue positive Mantra sollte in den Alltag eingebaut und von positiven, intensiven Gefühlen begleitet werden. Folgen dann noch bewusste neue Handlungen, die das neue Denken unterstreichen, kann der neue Glaubenssatz tief verankert werden. Eine „21-Tage-Geduld" ist dabei sehr hilfreich, da es Zeit braucht, bis tatsächlich neue neuronale Vernetzungen im Gehirn geschaffen werden.

Wie erkenne ich in Konfliktsituationen eigene Glaubensmuster?


Bei Problemen mit anderen Menschen können wir uns auch durch die schriftliche Beantwortung von Fragen helfen. Wir bekommen einen klaren Geist und erkennen unsere eigenen Emotionen, die den Konflikt oft mitverursachen.

  • Was stresst mich an den Aussagen des anderen – warum werde ich wütend oder traurig darüber?

  • Welche Glaubenssätze stecken dahinter?

  • Wie fühlen sich diese Gedanken an? Welche Emotionen lösen Sie bei mir aus?

  • Was will ich stattdessen denken, damit ich mich in dieser Situation besser fühle?

Wenn wir uns dieser Überprüfung stellen und dabei auf unsere Emotionen achten, erfahren wir viel über uns selbst. Wir beschuldigen den anderen dann nicht mehr und sind für Lösungen offen.

Glaubenssätze erkennen und auflösen


Oft ist nicht eine Technik schwierig, sondern unsere eigene Emotionalität. Daher kann es sinnvoll sein, sich helfen zu lassen. Negative Glaubenssätze lösen stets Emotionen in uns aus, wie beispielsweise Selbstzweifel, Ängste, Pessimismus, Wut oder Minderwertigkeitsgefühle. Eine hervorragende Methode zum Aufdecken von Glaubensmustern ist die Hypnose, weil sie vom „In-sich-Hinein-Spüren“ lebt. In dieser Tiefenentspannung werden die im Unterbewusstsein vorherrschenden Gedankenmuster durch das Fühlen vom Klienten selber aufgedeckt. Anschließend können sie im Bewusstsein umgewandelt und durch neue Handlungen bekräftigt werden.

Krisen als Turbo der Persönlichkeitsentfaltung


Durch Krisen haben wir oft keine andere Wahl als Veränderungen einzuleiten. Leider halten uns alte Emotionen vor neuen Herausforderungen ab, da wir den „Schmerz“ nicht spüren wollen, der unser Denken darüber auslöst. So leben wir oft weit von unseren wahren Möglichkeiten entfernt. Da hilft nur ein gründlicher innerer Hausputz. Es nutzt nichts, einen schmutzigen Filter mit positiven Affirmationen (positives Denken) auffüllen zu wollen. Das Positive kann nur nach außen scheinen, wenn der Filter zuerst gesäubert wurde. Also erst den alten Glaubenssatz hinaus räumen und dann mit einer neuen Überzeugung auffüllen.

Gedanken sind Energien, die du ausstrahlst


Sie sind nicht sichtbar, aber für jeden deutlich spürbar. Wenn wir uns die Mühe machen, unsere Glaubenssätze zu bestimmten Situationen zu ändern, fühlen wir uns anders und dadurch reagieren auch unsere Mitmenschen anders auf uns.

Es kann so einfach sein - alles ist nur eine Frage deiner Überzeugungen.

Tamara Heuser